Nachdem es bereits 2017 (Nachweis von Gravitationswellen) und 2019 (Entdeckung von Exoplaneten und grundlegende Beiträge zur Kosmologie) Nobelpreise für Astrophysiker und Kosmologen gegeben hat, wurde auch der Preis 2020 für Beiträge in einem astrophysikalischen Themenbereich verliehen: der Erforschung Schwarzer Löcher.
Für Bonner besonders interessant: einer der Preisträger – Reinhard Genzel, derzeit Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching – hat an der Bonner Universität Physik studiert und am Max-Planck-Institut für Radioastronomie, mit dem auch die Volkssternwarte zusammenarbeitet, promoviert.
Genzel teilt sich eine Hälfte des Nobelpreises mit Andrea Ghez, einer amerikanischen Astronomin. Beide hatten fast zeitgleich mit Hilfe jahrelanger infrarot-teleskopischer Messungen zeigen können, dass sich im Zentrum unserer Galaxis ein superschweres Schwarzes Loch befindet. Dazu hatten sie die Bewegung von Sternen in direkter Umgebung des dort vermuteten Schwarzen Lochs analysiert. Infrarot-Messungen waren notwendig, da sichtbares Licht aus dem Zentrum der Milchstraße durch Staub absorbiert bzw. gestreut wird und so unserem Blick entzogen ist.
Die andere Hälfte des Nobelpreises wurde Roger Penrose – einem britischen Physiker, der u.a. mit Stephen Hawking zusammen gearbeitet hat – zugeteilt. Penrose hat sich zahlreiche Verdienste im Bereich der Kosmologie erworben. Der Nobelpreis würdigt dabei insbesondere seinen Beweis, dass Schwarze Löcher eine unabwendbare Konsequenz der Einstein’schen Allgemeinen Relativitätstheorie sind. Dies trug wesentlich dazu bei, die Suche nach Schwarzen Löchern zu intensivieren, die bis dahin nur eine hypothetisch Annahme waren.
Heutzutage wird an der Existenz Schwarzer Löcher nicht mehr gezweifelt. Ein besonderer Höhepunkt war dabei die „Fotographie“ eines Schwarzen Lochs im vergangenen Jahr, über die prominent in der Presse berichtet worden ist. Die Anführungszeichen deshalb, weil das Bild des Schwarzen Lochs aus der Auswertung von radioastronomischen Daten erzeugt wurde, die mit dem „Event Horizon“ Teleskop – einer Zusammenschaltung mehrerer Radioteleskope weltweit – ermittelt wurden.