Zum Jahresende ziert eine Planetenkette aus Mars, Jupiter und Saturn den Abendhimmel, an dem sich zusätzlich Merkur und Venus zeigen. Mars steht am 8. Dezember in Opposition und wird zusätzlich vom Vollmond bedeckt!
In den Monaten November und Dezember bleiben Jupiter und Saturn dem Abendhimmel erhalten. Spannend wird es gegen Jahresende, wenn Merkur zu einer kleinen Abendsichtbarkeit ansetzt und sich Venus nach längerer Abwesenheit wieder als Abendstern zeigt. Während Merkur den Höhepunkt seiner kleinen Abenderscheinung bereits am 21. Dezember verbucht, lässt sich Venus noch Zeit. Am Abend des 28. und 29. Dezember stehen beide inneren Planetennachbarn nahe beieinander tief in der Abenddämmerung am Südwesthorizont. Während sich Merkur danach zurückzieht, wird Venus im neuen Jahr mehr und mehr zum Glanzpunkt des Abendhimmels avancieren.
Star der nächsten Wochen ist Mars, der am 8. Dezember in Opposition zu Sonne steht. Der Rote Planet im Grenzgebiet zwischen Stier und Fuhrmann steht sehr weit nördlich am Himmel, leuchtet für unsere Breiten fast 17 Stunden über dem Horizont und erreicht eine größere maximale Höhe am Firmament als die Sonne mittags zu Sommeranfang. Die Kombination aus großer Höhe und passabler Erdnähe (im Teleskop wird Mars zur Opposition 17 Bogensekunden groß) bieten beste Voraussetzungen für Teleskopbeobachtungen.
Abb. 1: Weihnachtlicher Planetenreigen: Blick nach Südwesten am 25. Dezember 2022 um 17:00 MEZ. Tief am Südwesthorizont stehen Venus, Merkur und die schmale neue Mondsichel. Weiter östlich sind Jupiter und Saturn zu sehen. Gegenüber im Nordosten ist übrigens mit Mars ein weiterer heller Planet vertreten – an Weihnachten lassen sich alle fünf „klassischen“ Planeten auf einmal beobachten. Grafik erstellt mit Stellarium
Wir steuern auf die frühesten Sonnenuntergänge des Jahres zu, dadurch halten sich eine ganze Weile noch die Sternbilder des Sommerhimmels am Abend im Südwesten und Westen, sogar einige nördliche Frühlingssternbilder wie die Nördliche Krone und der Herkules sind noch zu sehen. Ansonsten ist der Himmelsanblick Anfang November 20:00 MEZ klassisch herbstlich (s. Abb. 2). Der Steinbock mit Saturn als zusätzlichem Leuchtpunkt hat den Meridian überschritten, im Südsüdosten sind die eher unauffälligen Fische durch den hellen Jupiter markiert. Ein nicht so häufig beobachteter Gast an unserem Himmel ist der Stern Fomalhaut im Südlichen Fisch, jetzt abends im Süden zu finden. Unterhalb des Fuhrmanns, sozusagen zwischen den Hörnern des Stiers, ist Mars aufgegangen. Die bekannte Sternensage rund um Kassiopeia, Perseus, Andromeda und natürlich das geflügelte Pferd Pegasus ist zur „Primetime“ hoch in der östlichen Himmelshälfte versammelt.
Um Mitternacht am 1. November bzw. 22:00 MEZ am 1. Dezember sind vom Sommerdreieck nur noch Deneb und Wega zu sehen, das Herbstviereck ist in den Südwesten vorgerückt und der östliche Himmel hat schon auf Winter umgestellt. Dort erscheint das Wintersechseck mit Rigel im Orion, Aldebaran im Stier, Kapella im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen und Prokyon im Kleinen Hund. Eine Stunde später komplettiert der helle Sirius im Großen Hund diese informelle Sternenfigur. Gegen Ende der langen Nacht ist wiederum der Winterhimmel in den Westen gewandert, während im Osten die Frühlingsboten Löwe, Bärenhüter und Jungfrau aufgezogen sind.
Der kürzeste Tag des Jahres, die Wintersonnenwende, fällt auf den 21. Dezember. Dann geht die Sonne für Bonn um 8:31 MEZ auf und 16:29 MEZ unter.
Abb. 2: Anblick des Bonner Nachthimmels am 1. November um 20:00 MEZ (bzw. von den Sternbildern her auch 1. Dezember 18:00 MEZ) zeigt den Reigen von den Resten des Frühlingshimmels im Nordwesten, über das Sommerdreieck im Südwesten und das Herbstviereck im Südsüdosten, bis zu den Wintersternbildern Stier und Fuhrmann im Nordosten. Dort ist auch der helle Mars aufgegangen. Grafik erstellt mit Stellarium
Ein Highlight der nächsten zwei Monate ist zweifellos die Bedeckung des Mars durch den Mond am Morgen des 8. Dezember. Für Bonn beginnt die „Marsfinsternis“ um 6:02 MEZ, um 6:59 MEZ taucht er am gegenüberliegenden Mondrand wieder auf, dann stehen Mars und Mond schon recht tief im Westnordwesten. Übrigens wird auch Uranus im Dezember vom Mond bedeckt. Am Abend des 5. schiebt sich um 17:40 MEZ der dunkle Rand des zunehmenden Mondes über den fernen Planeten, hier ist in jedem Fall eine Beobachtung mit gutem Fernglas oder Teleskop nötig.
Abb. 3: Gleich wird er bedeckt: Mars neben dem Mondrand bei hoher Vergrößerung am 8. Dezember 6:00 MEZ. Grafik erstellt mit Stellarium
Vollmond ist am 8. November (mit Mondfinsternis für die pazifische Erdhalbkugel) und 8. Dezember. Für den Genuss mondloser Frühwinternächte eignen sich die Tage um die Neumondtermine 23. November und 23. Dezember.
Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern eine frohe Weihnachtszeit, guten Rutsch und viel Freude bei der Beobachtung!