Der Mondterminator am 04. Mai 2020

Ich habe gestern Abend mal mit der Kamera (ASI 178MM) am Teleskop (C9.25) einen Flug über den Mondterminator gemacht. Heute habe ich dann daraus ein Video mit einigen Erläuterungen erstellt.

Das Video liegt auf Youtube und kann mit diesem Link aufgerufen werden. Ich wünsche viel Vergnügen beim Anschauen!

 

Fotografie einer neuen Supernova

Unserem Mitglied Peter Oden ist es gelungen, eine im Virgo-Haufen, genauer in der Doppelgalaxie NGC 4567/8, entdeckte Supernova (SN 2020fqv) in einer Fotografie festzuhalten. Das folgende Bild zeigt das Foto zusammen mit einem Insert, in dem die Supernova als heller Punkt in der Doppelgalaxie zu erkennen ist.

Supernova in Virgo-Haufen

Aufnahme durch 235 mm Teleskop. Verwendet wurden 60% von 50 Aufnahmen à 30 Sekunden (Gesamtbelichtungszeit 25 Minuten).

Die Supernova wurde am 31. März 2020 von der Zwicky Transient Facility (ZTF) am Palomar Observatory in Kalifornien entdeckt, nachdem 3 Tage vorher noch nichts Ungewöhnliches zu sehen war. Das ZTF bedient sich einer besonderen Kamera, mit der man permanent und flächendeckend die nördliche Hemisphäre auf veränderliche Objekte absuchen kann. Somit kann man Supernovae, Kometen und andere veränderliche Objekte zeitnah entdecken.

Hintergrund: Was ist eine Supernova?

Sterne beenden ihr Leben häufig als Supernova, indem sie in einer extremen Explosion ungeheuere Mengen an Energie in Form von Licht freisetzten. Ursache für eine solche Supernova ist, dass das Material für die Kernfusion im Stern aufgebraucht ist und der Stern durch seine Eigengravitation in sich zusammen stürzt (sog. Gravitationskollaps, Typ II Supernovae). Durch die Beschleunigung der Sternmaterie in Richtung Kern und Umwandlung der kinetischen Energie in Wärmeenergie steigt die Temperatur im Sterninneren sehr schnell extrem an. Das führt dazu, dass Teile der Sternmaterie explosionsartig nach außen geschleudert werden. Aufgrund der Millionen Grad heißen ausgeworfenen Materie leuchtet der Stern hell auf – viel heller als er in seinem normalen Leben jemals gewesen ist (üblicherweise wird in einer Supernova mehr Energie freigesetzt als unsere Sonne in ihrem bisheigen Leben insgesamt ausgestrahlt hat). Es gibt neben den Gravitationskollaps-Supernovae noch solche vom Typ Kernfusions-Supernova (Typ Ia). Sie kommen zustande, weil in Doppelsternsystemen ein weißer Zwerg Materie von seinem Begleiter ansaugt und dadurch seine Gravitationskraft so stark ansteigt, dass in seinem Inneren die Fusion schwerer Atomkerne plötzlich möglich wird. Auch dies führt zu einer Explosion des Weißen Zwergs; einer Explosion, die übrigens normalerweise noch viel energiereicher ist als die einer Typ II Supernova. Die beiden Supernova-Typen können über ihre Lichtkurve (zeitliche Änderung der Lichtintensität) und ihr elektromagnetisches Spektrum unterschieden werden.

Die Supernova SN 2020fqv

Die von Peter Oden fotografierte Supernova ist vom Typ IIb, ist also eine Gravitationskollaps-Supernova. Das „b“ bedeutet, dass es sich um eine Supernova in ihrer Frühphase handelt, die dadurch gekennzeichnet ist, dass das Spektrum zunächst durch Spektrallinien von Wasserstoff gekennzeichnet ist, dann aber innerhalb von Wochen von Heliumlinien dominiert wird. Dies wird dahingehend interpretiert, dass die Vorläufersterne ihre Wasserstoffhülle bereits weitgehend verloren hatten und deshalb sehr schnell das Produkt der Wasserstofffusion, nämlich Helium, in den Spektren überwiegt.
Das nachfolgende Bild zeigt das Spektrum der neuen Supernova im Vergleich mit einer älteren Supernova vom Typ II (SN 2013cu). Es stammt von der International Astronomical Union (IAU) Supernova Working Group (https://wis-tns.weizmann.ac.il/sites/default/files/astronotes_files/268/SN2020fqv_vs_2013cu.pdf).

Supernova-Spektrum

Vergleich des Spektrums der neuen Supernova (SN2020fqv) mit älterer Supernova TypII (SN2013cu) im sichtbaren Licht (IAU Supernova Working Group)

Wenn man die Bedingungen betrachtet, unter denen die Supernova aufgenommen wurde (Lichtverschmutzung in der Bonner Umgebung, Amateur-Teleskop) ist es schon erstaunlich, mit welcher Qualität solche Aufnahmen gemacht werden können.

Beteigeuze: Katastrophe abgesagt

Anfang des Jahres hatte es eine astronomische Nachricht mal wieder in die normale Presse geschafft: die Helligkeit von Beteigeuze (engl.: Betelgeuse), dem Schulterstern des Orion, nehme stark ab und der Stern stehe scheinbar kurz vor seinem Ende durch eine Supernova-Explosion. Abb. 1 zeigt Beteigeuze im Januar und Dezember 2019 im Vergleich, aufgenommen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte.

Beteigeuze Vergleich Januar/Dezember 2019

Abb.1: This comparison image shows the star Betelgeuse before and after its unprecedented dimming. The observations, taken with the SPHERE instrument on ESO’s Very Large Telescope in January and December 2019, show how much the star has faded and how its apparent shape has changed.

Beteigeuze ist ein roter Überriese (700facher Radius der Sonne!) und damit ein Stern, der sich in seiner letzten Lebensphase befindet – wobei diese nach menschlichen Maßstäben sehr lange andauern kann. Rote Überriesen weisen generell Schwankungen ihrer Helligkeit auf. Diese beruhen auf der inneren, zwiebelartigen Struktur solcher Sterne. Im Zentrum herrschen so hohe Temperaturen, dass entgegen der elektrischen Abstoßung selbst hochgeladene Atomkerne wie die von Silizium verschmelzen können (Siliziumkerne sind 14-fach positiv geladen). Weiter weg vom Kern des Sterns nehmen die Temperaturen ab und es können nur kleinere und weniger hoch geladene Atomkerne fusionieren. In den äußersten Schichten des roten Riesen sind die Temperaturen so weit abgesunken, dass „nur“ noch Helium- und Wasserstoffkerne fusionieren können – ein Prozess, mit dem derzeit unsere Sonne ihre Energie erzeugt und auch die nächsten 4 bis 5 Milliarden Jahre noch erzeugen wird (Abb. 2).

Schalenaufbau eines Roten Riesen

Abb. 2: Im Inneren eines Roten Riesen werden mit zunehmender Tiefe immer schwerere Aomkerne fusioniert. Dabei steigt die Temperatur sehr stark an. (H: Wasserstoff; He: Helium; C: Kohlenstoff; Ne: Neon; O: Sauerstoff; Si: Silizium; Fe: Eisen)

Durch die großen Temperaturunterschiede in den verschiedenen Schichten eines roten Überriesen kommt es zu Turbulenzen, die eine teilweise Durchmischung der Schichten bewirken (ähnlich wie heißes Wasser im Kochtopf von unten nach oben steigt und dadurch das Wasser umrührt). Auf diese Weise gelangen mal heißere, mal kühlere Gasmassen des Sterns an seine Oberfläche. Und da die Leuchtkraft eines Sterns von seiner Oberflächentemperatur abhängt, schwankt seine Helligkeit über die Zeit.

Bei Beteigeuze sind solche Schwankungen seit langer Zeit bekannt. Es sind sogar regelmäßige (periodische) Schwankungsanteile bekannt. Die drei wichtigsten Schwankungsperioden betragen ca. 5 Jahre, 420 Tage und 3 bis 6 Monate. Seit Ende 2019 zeigte sich aber, dass eine Abdunklung von Beteigeuze am Laufen war, die sich als ungewöhnlich stark erwies. Und da eine Abdunklung roter Überriesen ein Vorzeichen für ihre Explosion als Supernova ist, keimte die Hoffnung in der astronomischen Gemeinschaft, dass die Explosion unmittelbar bevorstehen könnte. Neben der spektakulären Tatsache, dass Beteigeuze dann für einige Wochen so hell wie der Vollmond leuchten könnte, hätte das eine unvergleichliche Gelegenheit geboten, die astrophysikalischen Vorstellungen über Supernovae in allen Einzelheiten zu prüfen – einer Supernova, die in unserer unmittlbaren galaktischen Nachbarschaft stattfinden würde.

Seit Ende Februar hat sich diese Hoffnung der Astronomen und Astrophysiker zerschlagen: Die Helligkeit von Beteigeuze steigt wieder an. Es hat sich also bestätigt, was schon gemutmaßt worden war: die drei Haupt-Schwankungsperioden liefen gleichzeitig „nach unten“, sodass sich ihre individuellen Anteile am Helligkeitsverlust addiert haben. Abb. 3 zeigt den Helligkeitsverlauf von Beteigeuze im Zeitraum von August 2019 bis Anfang März 2020, wie er von der American Association for Variable Star Observers (AAVSO) veröffentlicht wurde. Der Anstieg der Leuchtkraft ab Anfang Februar ist klar zu erkennen.

Helligkeitsverlauf

Abb. 3: Helligkeitsverlauf von Beteigeuze von August 2019 bis März 2020

Kühlere Materie an der Oberfläche von Beteigeuze („Staub“) als Ursache für die Abdunklung wird auch durch die gemessene Wellenlängenabhängigkeit der Leuchtkraft plausibel gemacht. So war im Gegensatz zum Helligkeitsverlust im blauen Licht kaum eine Änderung im roten bzw. infraroten Bereich zu erkennen. Zudem sieht das Spektrum von Beteigeuze inzwischen wieder so aus wie vor der Helligkeitsabnahme, wobei es zwischenzeitlich deutliche Änderungen gegeben hatte. Ebenfalls von der AAVSO stammt Abb.4, in der das Spektrum des sichtbaren Lichts (Wellenlängenbereich von 4000 bis 7800 Angström bzw. 400 – 780 nm) gezeigt ist. Die Kurven vom 30.12.2019 (schwarz) und 03.03.2020 (orange) sind praktisch deckungsgleich, während die Intensität der Spektralkurven in der Zeit dazwischen im höheren Wellenlängenbereich deutlich erhöht ist.

Änderung des Spektrums von Beteigeuze

Abb. 4: Änderung des Spektrums von Beteigeuze im Zeitraum vom 30.12.2019 bis zum 03.03.2020

Außerdem hat man für eine bevorstehende Supernova zu wenig schwerere Atomkerne im Spektrum des Sterns gefunden. Die Turbulenzen im Sterninneren hätten nämlich Silizium & Co vermehrt an die Oberfläche spülen müssen, wenn eine Supernova bevorstehen würde.

Aus diesen und anderen Messdaten nimmt man inzwischen an, dass es noch einige zehntausend oder gar hunderttausend Jahre dauern wird, bis es zur Supernova-Explosion kommen wird. Wie sagt es Josef M. Gassner in seinem sehr empfehlenswerten Video: Eine geplante Supernova-Party zu verschieben bringt nichts; es ist eher Absagen angesagt…

Quellen:

https://www.youtube.com/watch?v=wuYxxDsO58U (ein Update über Beteigeuze vom 13.03.2020 durch Josef M. Gassner)
https://www.aavso.org/betelgeuse (eine spezielle Seite über Beteigeuze der „American Association of Variable Star Observers, AAVSO“)

Häufige Fragen an uns:

Was ist das für ein heller Stern abends im Westen?
Das ist kein Stern, das ist unser Nachbarplanet Venus, der momentan gut sichtbar ist.

Ich habe viele leuchtende Punkte hintereinander über den Himmel ziehen sehen. Sind das UFOs?
Nein, das sind die ersten kleinen Chargen der Starlink-Satelliten. Später einmal sollen es 30.000 oder mehr werden. Die Störungen für die professionelle Astronomie und die Hobbyastronomie sind enorm.

Wikipedia hierzu: Starlink

Ein kleines Video: Starlink

 

Verschiebung des Montagsvortrags

Achtung: Verschiebung des Montagsvortrags !!!

Aufgrund der aktuellen Entwicklung in Hinblick auf das Coronavirus CoVid19 verschiebt die Volkssternwarte Bonn e.V. den u.g. Vortragstermin. Über den neuen Termin werden wir Sie rechtzeitig in Kenntnis setzen.

 

„Solarthermische Kraftwerke: Was hat die Energiewende mit Astronomie zu tun?“

30. März, 19:00 Uhr

Refraktorium, Poppelsdorfer Allee 47
53115 Bonn

Referent: Dipl. Ing. Klaus Hennecke

Die Sonne ist nicht nur unser nächster Stern, sondern auch eine nach menschlichen Maßstäben unerschöpfliche Energiequelle. Eine noch wenig bekannte Nutzungsmöglichkeit sind konzentrierende Kollektorsysteme zur Erzeugung von Hochtemperaturwärme, Strom oder „solaren“ Kraftstoffen.     Der Vortrag erläutert Funktionsweise und Entwicklungsstand dieser Technologien und ihre Rolle in einem zukünftigen Energiesystem auf der Basis erneuerbarer Energien.

Klaus Hennecke studierte Luft- und Raumfahrttechnik an der Hochschule der Bundeswehr in München. Seit Ende seiner Dienstzeit als Marineoffizier im Sommer…

Montagsvortrag am 17. Februar 2020

An den Bruchkanten der Realität: Eine Lesung des Autors und physikalische Ergänzungen

Prof. Dr. Günter Vollmer

Professor Dr. Vollmer war Inhaber des Lehrstuhls für Chemiedidaktik an der Universität Düsseldorf. Er verfasste zahlreiche Sachbücher naturwissenschaftlichen und pädagogischen Inhalts.

 

Nach seiner Emeritierung verlegte er sich auf das Schreiben von – zumeist skurrilen – Kurzgeschichten, die in bisher drei Bänden veröffentlicht worden sind.

 

.

Ergänzt wird die Lesung durch Kurzvorträge von Peter M. Oden (Vorstand in der Volkssternwarte), der als Physiker auf diverse Besonderheiten und Merkwürdigkeiten der Quantenphysik eingeht.

 

 

 

 

Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr. Der Eintritt beträgt 3,00 €.

Aufgrund des begrenzten Platzangebots bitten wir um frühzeitiges Erscheinen oder Voranmeldung unter info@volkssternwarte-bonn.de

Montagsvortrag am 27. Jan. 2020

Der Vortrag ist mittlerweile ausgebucht!

Vorreservierungen sind deshalb NICHT mehr möglich.

Restkarten gibt es eventuell noch an der Abendkasse ab 18:40 Uhr.

 

Astrobiologie – Die Suche nach außerirdischem Leben

Dr. Kristina Beblo-Vranesevic

Astrobiologie ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das sich mit dem Studium des Ursprungs, der Evolution, der Ausbreitung und der Zukunft des Lebens im Universum beschäftigt. Im DLR in Köln versucht man herauszufinden, ob Mikroorganismen auf dem Mars oder in den Ozeanen der Eismonde überleben könnten und wo und wie man nach extraterrestrischem Leben suchen sollte.


Saturnmond Titan (Quelle: ESA/NASA)

Frau Dr. Kristina Beblo-Vranesevic studierte Biologie in Regensburg und promovierte dort. Sie ist seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Astrobiologie im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin.
Ihr Forschungsschwerpunkt ist die mikrobiologische Untersuchung im Labor, in Feldstudien und im Weltraum.

Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr. Der Eintritt beträgt 3,00 €.

Aufgrund des begrenzten Platzangebots bitten wir um Voranmeldung unter info@volkssternwarte-bonn.de; vorangemeldete Besucher haben bei der Platzvergabe Vorrang.

Renovierung abgeschlossen!

Im Laufe von rund sechs Jahren konnte die Volkssternwarte Bonn nun die als Ziel gesetzte Renovierung aller angemieteten Räume und Nebengebäude mit der Renovierung des Geschäftszimmers erfolgreich abschließen.

Dank der tatkräftigen Hilfe einiger Mitglieder und ganz besonders von Michael Hillen verfügen wir nun über ein modernes helles Geschäftszimmer, auf das wir – wie auch auf die restlichen Räumlichkeiten – stolz sind!