Die Nacht der Satelliten in Bonn: 5 ISS-Überflüge, 3 Iridium-Flares

jedes Jahr gibt es um die Sommer-Sonnenwende einen oder zwei Zeiträume, in denen die ISS permanent im Sonnenlicht ist. Sofern sie dann bei uns über den Horizont gelangt, können nicht wie sonst 2, sondern mindestens 3 und häufig 4 Überflüge pro Nacht beobachtet werden. Sehr selten kommt es vor, dass sogar 5 Überflüge in einer Nacht sichtbar sind. In manchen Jahren passiert das gar nicht oder in 2 Nächten (dann Ende Mai und Mitte Juli), in den meisten Jahren jedoch in genau einer Nacht. Allerdings fallen der erste und der fünfte Überflug in die helle Dämmerung, was die Beobachtung erschwert. Da zudem natürlich das Wetter mitspielen muss, ist die erfolgreiche Absolvierung dieses „ISS-Marathons“ gar kein so einfaches Unterfangen. Bei meinem ersten Versuch im Jahr 2008 war nach 3 Überflügen Schluss, weil Bewölkung aufzog. Beim zweiten Anlauf am 26./27.06.2010 schien zunächst alles zu klappen, doch der 5. Überflug in der hellen Morgendämmerung fiel ganz leichtem Hochnebel zum Opfer (s. http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=8355). In der vergangenen Nacht habe ich den dritten Versuch gestartet – und der war erfolgreich. Alle 5 Überflüge wurden mit bloßem Auge beobachtet; lediglich bei der fotogtafischen Dokumentation der ersten Passage kam es zu einer Panne. Die ISS zog tief im Süden lang, und just dort hingen letzte konvektive Wolken. Als ich sie endlich sah, befand sie sich bereits außerhalb des Sichtfeldes der auf dem Stativ wartenden Kamera. Bevor ich deren Ausrichtung geändert hatte, war die ISS zunächst wieder hinter Wolken und dann hinter einem Dach verschwunden. Ich habe mir die Kamera ohne Stativ geschnappt und bin von der Terrasse zu einem nach Osten gerichteten Fenster geeilt. Es war keine Zeit mehr, die Einstellungen zu ändern, und so musste ich 1/2 Sekunde freihändig und in ziemlicher Hast belichten. Ergebnis: die ISS malt ein chinesisches Schriftzeichen an den Himmel.

Außer den 5 ISS-Überflügen gab es in dieser Nacht an meinem Standort noch 3 eher bescheidene Iridium-Flares, die ich ebenfalls abgelichtet habe, Zwischen den Überflügen 1 und 2 bzw. 4 und 5 habe ich (vergeblich) nach NLCs Ausschau gehalten, aber zumindest ein paar Stimmungsbilder der Dämmerung aufgenommen. Hier also die Ausbeute der langen Nacht der Satelliten; alle Fotos wurden in der Bonner Innnstadt mit einer Panasonic DMC-FZ18 aufgenommen. Mit Ausnahme des ersten und letzten Bildes wurde jeweils 60s bei Blende 2.8, ISO 100 und 28mm Brennweite (Kleinbild-Äquivalent) belichtet.


Abb. 1: 1. Überflug der ISS um 22:13 MESZ; Helligkeit ca. -1.7 mag, Sonnendepression 4.8°. Belichtungszeit 0.5s bei Blende 3.6, ISO 100 und 126mm Brennweite (Kleinbild-Äquivalent).


Abb. 2: 2. Überflug der ISS um 23:49 MESZ; Helligkeit ca. -3.4 mag, Sonnendepression 13.3°.


Abb. 3: Flare von Iridium 90 um 01:19:52 MESZ; Helligkeit ca. -2 mag, Sonnendepression 16.6°.


Abb. 4: Flare von Iridium 10 um 01:23:34 MESZ; Helligkeit ca. -0.5 mag, Sonnendepression 16.6°.


Abb. 5: 3. Überflug der ISS um 01:26 MESZ; Helligkeit ca. -3.1 mag, Sonnendepression 16.6°.


Abb. 6: Flare von Iridium 80 um 02:59:55 MESZ; Helligkeit ca. -0.5 mag, Sonnendepression 14.0°.


Abb. 7: Überflug der ISS um 03:03 MESZ; Helligkeit ca. -3.4 mag, Sonnendepression 13.8°.


Abb. 8: Überflug der ISS um 04:39 MESZ; Helligkeit ca. -1.8 mag, Sonnendepression 5.6°. Belichtungszeit 1s bei Blende 3.2, ISO 100 und 44mm Brennweite (Kleinbild-Äquivalent).

Zwischen den ersten beiden Überflügen war ich etwa eine Stunde lang am Rheinufer auf NLC-Jagd. Mitgebracht habe ich zwar keine Bilder Leuchtender Nachtwolken, aber eine Fotoserie der zweiten Hälfte der nautischen Dämmerung (Sonnendepression 9 bis 12 Grad), woraus ich eine Animation erstellt habe: http://www.youtube.com/watch?v=Af7CfEkO69k .

Nach dem Belegfoto des letzten Überflugs war noch Zeit, mit vollem Zoom (504mm) ein Video zu drehen, untermalt vom morgendlichen Vogelkonzert: http://www.youtube.com/watch?v=PBX_S4bYy6g .

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