Die Astrovorschau für 09/10 2020 präsentiert Ihnen unser Mitglied Paul Hombach:
Der Start in den Herbst wird vom Anblick der Planeten Jupiter und Saturn am Abend, Mars in der Nacht und Venus am Morgen begleitet. Durch die früher einsetzende Dunkelheit bleibt der Anblick des Abendhimmels sommerlich.
Der Rückgang der Tageslänge nimmt in den Monaten September Fahrt auf. Am 1. September geht die Sonne noch um 20:16 MESZ unter, am 1. Oktober bereits um 19:09 MESZ. Bis Ende Oktober taucht unser Zentralgestirn eine weitere Stunde früher unter den Horizont. Da die Uhren am 25. Oktober um eine Stunde auf die „normale“ Mitteleuropäische Zeit (MEZ) zurück gestellt werden, stehen die Zeiger bei Sonnenuntergang am 31. Oktober auf 17:08 MEZ. Auch am Morgen rückt de Dunkelheit voran: Die Sonnenaufgänge verspäten sich von 6:46 MESZ am 1. September auf 7:32 MESZ am 1. Oktober. Am 31. Oktober erscheint die Sonne um 7:22 MEZ. Hier wird ihre Verspätung durch die Zeitumstellung scheinbar ausgeglichen.
Durch die früher einsetzende Dunkelheit am Abend sieht es so aus, als würde sich der Anblick des Himmels kaum ändern. Noch dominieren die Bilder des Sommerhimmels die Szene. Mitte September, wenn das Mondlicht nicht stört, lässt abends sich das schimmernde Band der Sommermilchstraße von dunklen Orten aus beobachten, das sich vom Südhorizont aus, wo das Sternbild Schütze steht, nordwärts durch die Sternbilder Adler, Schwan und Leier zieht. Die hellsten Sterne der drei letztgenannten Sternbilder bilden das sogenannte Sommerdreieck, bestehend aus Atair, Deneb und Wega. Der Schütze wird in diesem Jahr prominent durch zwei helle Gestirne verstärkt, die dort unübersehbar nah beieinander leuchten: Die Gasplaneten Jupiter und Saturn. Mitte September steht das Planetenpaar gegen 21:30 MESZ im Süden, einen Monat später bereits um 19:30 MESZ. Am 25. September und 22. Oktober erhält das Duo Besuch vom zunehmenden Mond. Jupiter nähert sich in den kommenden Wochen seinem Nachbarn Saturn an, kurz vor Weihnachten wird es schließlich zu einer spektakulär engen Begegnung beider Planeten in der Abenddämmerung kommen.
Abb. 1: Anblick des Bonner Abendhimmels am 15.9.2020 um 21:30 MESZ, Blickrichtung Süden. Dort stehen Jupiter und Saturn, höher am Himmel das Sommerdreieck mit Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Atair im Adler. Grafik erstellt mit Stellarium
Im Oktober läuft Mars zur Bestform aus, der rötliche Erdnachbar steht am 6. in Erdnähe und am 14. in Opposition. Das bedeutet, dass Mars die ganze Nacht hindurch zu sehen ist. Da ihm die Erde in diesem Jahr beim Überholen auf der Innenbahn besonders nah kommt, erscheint Mars dem bloßen Auge besonders hell. Im Teleskop können Amateurastronomen auf dem Marsglobus schon mit kleineren Teleskopen einige Details entdecken. Am 6. September und 3. Oktober kommt es zu sehenswerten Begegnungen zwischen Mond und Mars.
Der Morgenhimmel hingegen ist der Venus vorbehalten. Der Morgenstern geht Mitte September um 3:09 MESZ, einen Monat später um 4:21 MESZ auf. Ein schönes Bild ergibt sich am Morgen des 14. September, wenn die abnehmende Mondsichel dem Morgenstern ihre Aufwartung macht (s. Abb. 2). Wer die Venus am frühen Morgenhimmel beobachtet, bekommt auch schon einen Vorgeschmack auf den Winterhimmel.
Abb. 2:Blick nach Osten an den Bonner Morgenhimmel am 14.9.2020 um 5:30 MESZ. Der Mond trifft Venus im Sternbild Krebs, im Südosten sind bereits die Wintersternbilder rund um den Orion versammelt. Grafik erstellt mit Stellarium
Auch für die Fans der äußeren Planeten Uranus und Neptun bieten die kommenden Monate Beobachtungschancen. Neptun steht am 11. September im Sternbild Walfisch in Opposition, ist aber nur mit einem guten Fernglas und einer Aufsuchkarte zu erspähen. Uranus hingegen, der am 31. Oktober der Sonne gegenüber steht, ist unter besten Bedingungen im Sternbild Widder mit freiem Auge zu sehen, auch hier helfen aber Fernglas und Aufsuchkarte.
Der Mond startet als Vollmond in den September, am 2. des Monats steht er der Sonne am Himmel gegenüber. Neumond ist am 17. September. Der Oktober kann gleich mit zwei Vollmondterminen aufwarten. Am Monatsersten und -letzten zeigt sich der Erdbegleiter jeweils zu 100% beleuchtet und erhellt die Herbstnächte. Der Neumond fällt auf den 16. Oktober. Zwei Tage zuvor steht die feine abnehmende Sichel des Erdtrabanten gemeinsam mit Venus unterhalb des Bonner Wappentieres Löwe.
Viel Spaß beim Beobachten wünschen Paul Hombach und die Volkssternwarte Bonn!