Ein planetenreiches Finale des Jahres steht bevor: Merkur zeigt eine Morgensichtbarkeit, der Abendstern Venus steigt endlich höher, Mars nähert sich seiner Opposition, die Jupiter schon im Dezember erreicht. Saturn hält sich am Abendhimmel. Der Vollmond erreicht enorme Höhen.
Die Sonne gelangt am 21. Dezember an den südlichsten Punkt ihrer jährlichen Bahn – diese Sonnenwende markiert den kalendarischen Winteranfang. Entsprechend ist nun die Zeit der langen Nächte. Am 1. November geht die Sonne für Bonn um 7:24 Uhr MEZ auf und um 17:08 Uhr unter. Bis zum 21. Dezember verändern sich diese Werte auf 8:31 und 16:30 Uhr MEZ – dann verbringt das Zentralgestirn nur acht Stunden über dem Bonner Horizont. Mit der langen Dunkelheit geht eine gute Erkennbarkeit des Sternhimmels einher – von den Resten des Sommerhimmels am Abendhimmel im Westen bis zu den Frühlingssternbildern am Morgen im Osten.
Beim Blick an den Bonner Nachthimmel am 1. Dezember um 20:00 Uhr MEZ steht das Sommerdreieck mit den Hauptsternen der Leier, des Schwans und des Adlers komplett im Westsüdwesten. Den Süden nimmt der Pegasus ein, auch als Herbstviereck bekannt. An ihn schließt sich ostwärts und nördlich der komplette Sagenkreis rund um Andromeda, Perseus, Kassiopeia und Kepheus an. Das die zu opfernde Prinzessin bedrohende Ungeheuer Cetus (Walfisch) ist ebenso großflächig wie unauffällig im Südosten unterwegs. Überhaupt ist der Herbsthimmel abseits der Milchstraße eher sternarm, dafür fällt Saturn im Wassermann im Südwesten umso mehr auf.
Ex oriente naht Gefunkel: Der strahlende Jupiter ist kurz vor seiner Opposition gemeinsam mit Aldebaran im Stier im Osten erschienen, eben geht der Orion auf. Um Mitternacht wird sich die Himmelskulisse komplett auf Winter umgestellt haben, dann sind außer Aldebaran zudem Rigel im Orion, Sirius im Großen und Prokyon Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen sowie Capella im Fuhrmann als komplettes Wintersechseck zu bewundern. Doch muss der Winterhimmel im Laufe der Nacht dem kommenden Frühling das Feld überlassen. Um 6:00 Uhr MEZ steht der Löwe im Süden, die Jungfrau im Südosten. Im Osten sind Arktur im Bärenhüter sowie die Nördlich Krone zu sehen, deren »Nova mit Ansage« T CrB Stand Ende Oktober noch immer nicht ausgebrochen war.
Merkur zeigt in der zweiten Dezemberhälfte seine zweite – und bessere – Morgensichtbarkeit des Jahres. Die besten Chancen, den Götterboten freisichtig zu erspähen, liegen zwischen dem 19. und 26. Dezember – Merkur als Bonus-Weihnachtsstern sozusagen. Man braucht zum Beobachten gleichwohl einen klaren Himmel und eine unverbaute Sicht an den Südosthimmel, wo er gegen 7:30 Uhr MEZ am besten zu sehen ist. Venus ist glänzender Abendstern, hat allerdings zunächst das Pech der sehr südlichen Stellung am Himmel. Nach einem Tiefpunkt im Sternbild Schütze Mitte November geht es langsam mit ihr bergauf. Zum Jahresende ist der innere Erdnachbar in der Abenddämmerung im Südsüdwesten unübersehbar.
Mars legt an Helligkeit deutlich zu, da seine Opposition Mitte Januar naht. Der rote Planet im Sternbild Krebs wird zum Planeten der ganzen Nacht. Jupiter steht am 7. Dezember in Opposition zur Sonne und ist der unangefochtene Star des Winters. Er ist selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich hell und überstrahlt das Wintersechseck, in dem er sich aufhält. Natürlich ist Jupiter in diesen Wochen auch ein hervorragendes Ziel für Teleskopbeobachter. Saturn im Wassermann bleibt weiterhin dem Abendhimmel erhalten. Anfang Dezember finden wir den Ringplaneten um 18:30 Uhr MEZ im Süden. Im November erreicht die Ringöffnung mit fünf Grad Neigung auf dem Weg zur Ringkantenstellung 2025 noch mal ein Zwischenhoch. Bemerkenswert und selten ist für Beobachter mit Teleskopen eine Serie von Schattenwürfen des Saturnmondes Titan auf seinen Mutterplaneten, zu sehen jeweils abends am 20. November, 6. und 22. Dezember. Bitte vormerken: Am Abend des 4. Januar 2025 wird Saturn vom zunehmenden Mond bedeckt. Uranus steht am 17. November in Opposition unweit der Plejaden (rund sechs Grad westlich) am Himmel und ist ein leichtes Fernglasobjekt.
Vollmond ist am 15. November und 15. Dezember, dem 3. Advent. Dieser Dezembervollmond hat es in sich: Er ist der nördlichste zwischen den Jahren 1950 und 2042! In der Nacht zum 16. Dezember steht er bis zu 67,3 Grad hoch am Bonner Nachthimmel. Drei Neumonde liegen im Vorhersagezeitraum und orientieren sich dabei zufällig mehrheitlich an Feiertagen. Der erst fällt auf Allerheiligen, den 1. November, der zweite auf den 1. Advent (1. Dezember). Der dritte steht für den 30. Dezember im Kalender.
Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern eine friedvolle Weihnachtszeit, guten Rutsch und viel Freude bei der Beobachtung!