Nach längerer Abwesenheit lässt sich Venus zögerlich als Abendstern blicken. Merkur zeigt sich im Mai in der Abenddämmerung. Jupiter und Saturn sind immer besser am Morgenhimmel sichtbar. Am 10. Juni ist erstmals seit 2015 von Bonn aus wieder eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen.
Highlight am Bonner Himmel ist die partielle Sonnenfinsternis vom 10. Juni 2021. Zwischen 11:23 und 13:28 MESZ streift der Neumond über die gleißende Sonnenscheibe. Dabei werden um 12:24 MESZ für Bonn nur maximal 13,4% der Sonne bedeckt. Zur Beobachtung gelten die gleichen Sicherheitshinweise wie bei „normalen“ Sonnenbeobachtungen. Zur Vermeidung von Augenschäden sind vor den Objektiven geeignete Filter anzubringen. Alternativ kann man die Projektionsmethode verwenden. Wie solche Methoden anzuwenden sind, hat Volkssternwarten-Mitglied Daniel Fischer anlässlich des Merkurdurchgangs vor der Sonne 2016 beschrieben.
Abb. 1: Die maximale Phase der Sonnenfinsternis vom 10. Juni über Bonn. Um 12:24 MESZ ragt der Mondrand fast auf halben Weg zum Sonnenmittelpunkt hinein (Magnitude 0,24). Bedeckt werden dabei die nördlichen 13,4% der Sonne.
Für Bonn beginnt nun die Zeit der hellen Nächte. Am 1. Mai geht die Sonne um 6:05 MESZ auf und 20:53 unter. Bis zum 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende, wächst die Tageslänge auf 16 Stunden 32 Minuten an. Nachts wird es dann nicht mehr vollständig dunkel, da die Sonne nur höchstens knapp 16° tief unter dem Nordpunkt de Horizonts vorbei zieht. Das Ende der Astronomischen Dämmerung wäre erst erreicht, wenn die Sonne tiefer als 18° unter den Horizont taucht. In hellen Nächten besteht die Chance, Leuchtende Nachtwolken zu sehen. Das sind perlmuttfarbene oft wellenförmige dünne Wolken, die in rund 85km Höhe noch vom Sonnenlicht getroffen werden und meist über dem Horizont in nördlicher Richtung zu sehen sind.
Die Frühlingssternbilder haben den abendlichen Anblick des Sternenhimmels übernommen. Mit den immer späteren Sonnenuntergängen muss man auch länger warten, bis es dunkel genug ist, Sterne zu beobachten. Das gelingt Mitte Mai gegen 22:30 MESZ, Mitte Juni erst gegen 23:30 Uhr. Während Anfang Mai die nördlichen Reste des Winterhimmels wie Zwillinge und Fuhrmann noch im Westen zu sehen sind, so ist im letzten Junidrittel der Südosten des spätabendlichen Himmels mit den Sternbildern Leier, Schwan und Adler schon sommerlich geprägt. Unsere Sternkarte zeigt die Situation dazwischen, am 1. Juni 23:00 MESZ. Der orangefarbene Arktur im Bärenhüter, steht im Süden, etwa auf halbem Weg von ihm zum Horizont funkelt Spica im Sternbild Jungfrau. Weitere Frühlingssternbilder wie der Krebs und der Löwe halten sich im Südwesten bzw. Westen auf. Dominierendes Sternbild ist Ursa Major, der große Bär (eigentlich Bärin). Von dieser Konstellation ist uns die Figur des großen Wagens vertraut. Der steht nun quasi über unseren Köpfen maximal hoch am Himmel. Mit Wega, Deneb und Atair leuchten Vorboten des Sommerhimmels im Südosten, hinter der eher unscheinbaren Waage geht ein Teil des Skorpions im Südosten auf. Wenig markant, aber für Fernglasbeobachter wegen seiner Kugelsternhaufen interessant, ist der Schlangenträger. Darüber leuchten zwischen Artktur und Wega nach einem Drittel des Weges zwischen dieses hellen Sternen erst die nördliche Krone, dann das Trapez des Herkules mit dem prominenten Sternhaufen M 13.
Abb.2 :Die Sternkarte zeigt den Bonner Abendhimmel am 1. Juni 2021 um 23:00 MESZ. Der Löwe ist in den Südwesten gerückt, der Große Wagen (Teil des Sternbildes Großer Bär) steht in der Nähe des Zenits. Folgt man dem Schwung der Deichsel, gelangt man über Arktur im Bärenhüter zu Spica im Sternbild Jungfrau. Grafik erstellt mit Stellarium
Merkur zeigt im Mai seine beste Abendsichtbarkeit des Jahres. Zwischen dem 1. und ca. 20. Mai ist er ab etwa 40 Minuten nach Sonnenuntergang mit dem Fernglas über dem Westnordwesthorizont in der Abenddämmerung zu finden. Am 17. Mai erreicht er mit 22° seinen größten östlichen Winkelabstand zur Sonne. Wer den sonnennahen Planeten noch nie mit bloßem Auge gesehen hat, für den bieten die Tage zwischen dem 5. und 15. Mai die beste Gelegenheit.
Venus kommt am Abendhimmel nur langsam in die Gänge. Langsam wächst ihr Abstand zur Sonne, doch sie erreicht keine großen Höhen in der Abenddämmerung. Während der Merkursichtbarkeit ist sie es sogar, die näher zum Horizont steht. Anfang Juni geht Venus für Bonn anderthalb Stunden nach der Sonne unter. Besser wird es in diesem Jahr nicht mehr.
Mars beendet seine Sichtbarkeit. Im Mai ist er noch am westlichen Abendhimmel zu finden. Im Juni rückt der schon blasse Planet immer tiefer in die helle Abenddämmerung. Am 23. Juni können Fernglasbeobachter versuchen, ihn noch vor dem offenen Sternhaufen Praesepe (M 44) zu erspähen. Am Abend des 15. Mai und 13. Juni schaut die zunehmende Mondsichel beim Roten Planeten vorbei.
Abb. 3: Blick nach Westnordwesten am 13. Mai 2021, 22:00 MESZ. Venus steht nur knapp über dem Horizont, die zunehmende Mondsichel begegnet Merkur und Mars ist noch in den Zwillingen zu sehen. Grafik erstellt mit Stellarium
Jupiter und Saturn bauen ihre Sichtbarkeit am Morgenhimmel weiter aus. Ende Juni geht Jupiter bereits um Mitternacht auf. Auch Saturn, der rund eine Stunde früher als sein größerer Kollege aufgeht, wird zum Planeten der zweiten Nachthälfte. Uranus ist in beiden Monaten unsichtbar, wohingegen Neptun im Juni zumindest theoretisch tief in der 2. Nachthälfte mit dem Fernglas im Sternbild Wassermann auffindbar ist.
Der Mond zeigt am 26. Mai den erdnächsten Vollmond des Jahres. Der südlichste Vollmond des Jahres folgt am 24. Juni. Am 28. Juni bildet der Mond mit Jupiter und Saturn ein schönes Dreieck am Morgenhimmel. Die Neumondtermine fallen auf den 11. Mai und 10. Juni.
Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude bei der Beobachtung!