Das Jahr 2022 beginnt mit einer Planeten-Viererkette am Abendhimmel. Merkur zeigt sich im Januar am Abend, im Februar am Morgenhimmel. Venus wechselt ebenfalls vom Abend an den Morgenhimmel, Jupiter und Saturn ziehen sich zurück. Mars ist vor Sonnenaufgang zu sehen. Den Anblick nächtlichen Sternenhimmels prägen die Wintersternbilder rund um Stier, Orion und Großer Hund.
Die dunkelste Zeit haben wir bereits hinter uns gelassen und die Tageslänge nimmt vom 1. Januar bis zum 1. März um fast drei Stunden zu. Am 1. Februar steht die Sonne von 8:07 bis 17:24 MEZ am Bonner Himmel.
Zwar sind Mitte Januar bei Einbruch der Dunkelheit noch das Sommerdreieck im Westen und die Herbstkonstellationen rund um den Pegasus im Süden und Südwesten zu sehen, doch geben mehr und mehr die Wintersternbilder am Abendhimmel den Ton an. Der auffällige Orion steht am 10. Januar gegen 23:00 MEZ im Süden, am 20. Februar bereits ca. 20:00 Uhr. Der Winterhimmel ist reich an hellen Sternen: Das Wintersechseck, bestehend aus Rigel im Orion, Aldebaran im Stier, Kapella im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen, Prokyon im Kleinen und Sirius im Großen Hund zieht die Blicke auf sich, jeweils Anfang Januar und Februar ohne störendes Mondlicht.
Im Laufe der Nacht hält von Osten her schon der Frühling Einzug. Das Bonner Wappentier, der Löwe, reckt sich Mitte Januar ab 22:00 Uhr gut sichtbar im Osten empor, einen Monat später schon gegen 20:00 MEZ. Und während die Kassiopeia, das Himmels-W, im Norden ihrem Tiefstand entgegen strebt, läuft gegenüber der Große Bär großen Höhen entgegen.
Merkur zeigt im Januar eine kleine Abendsichtbarkeit. Dabei leistet er zunächst Venus, Saturn und Jupiter Gesellschaft (s. Abb. 2). Doch die Viererkette ist flüchtig: Zuerst zieht sich Venus rasant vom Abendhimmel zurück, in den ersten Januartagen kann man noch versuchen, den zur atemberaubend schmalen Sichel gewordenen Abendstern mit dem Fernglas zu finden. Nach ihrer unteren Konjunktion mit der Sonne am 9. Januar wechselt Venus in die Rolle des Morgensterns. Bis sich Merkur zur Monatsmitte vom Abendhimmel verabschiedet ist noch Saturn in seiner Nähe zu finden. Am 4. und 5. Januar zieht die zunehmende Mondsichel an den drei verbliebenen Abendplaneten vorbei. Doch auch der Ringplanet zieht sich zurück und bleibt dann für einige Wochen unsichtbar. Einzig Jupiter hält noch am Abendhimmel die Stellung, bevor auch er im Februar zu nahe an die Sonne heranrückt, um noch gesehen zu werden.
Dafür wird es am Morgenhimmel spannend. Da ist zunächst Mars der einzige, der die Planetenzunft vertritt, noch dazu mit bescheidener Helligkeit, doch schon ab Mitte Januar tritt die Venus als strahlender Morgenstern hinzu. Im Februar gibt es noch sozusagen einen »außer der Reihe« Auftritt Merkurs am Morgenhimmel. In der Morgendämmerung bildet er dann ein Dreieck mit Venus und Mars (s. Abb. 3).
Der Mond zeigt sich nach seinen Neumondterminen am 2. Januar und 1. Februar als schmale Sichel über dem Südwesthorizont. Als Vollmond ist er am 18. Januar und 16. Februar zu sehen.
Für das neue Jahr 2022 wünschen Paul Hombach und die Volkssternwarte Bonn allen Leserinnen und Lesern Glück, Gesundheit und viel Freude mit den Sternen!