Merkur zeigt im September eine günstige Morgensichtbarkeit, Venus ist zögerlicher Abendstern. Saturn steht mit schmalen Ringen in Opposition, Mars und Jupiter sind am besten in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Am 22. September tritt die Herbsttagundnachtgleiche ein. Himmelshighlights sind die partielle Mondfinsternis am Morgen des 18. September und das beste Sichtbarkeitsfenster für Komet Tsuchinshan-ATLAS im Oktober. Am abendlichen Sternhimmel geht der Sommer in die Verlängerung.
Rund um den kalendarischen Herbstanfang, der 2024 auf den 22. September fällt, ist der Rückzug des lichten Tages besonders auffällig. In Zahlen heißt das für die Sonne, dass sie am 1. September noch von 6:46 bis 20:18 Uhr MESZ vom Bonner Himmel scheint, am 31. Oktober von 7:22 bis 17:09 Uhr – dann in MEZ angegeben, denn die Sommerzeit endet am 27. Oktober.
Durch die frühere Dunkelheit halten sich die Konstellationen des Sommerhimmels und sogar einige Frühlingssternbilder wacker am Abendhimmel. So ist in den Abendstunden im Westen links oberhalb des hellen Arktur noch die Nördliche Krone zu sehen, wo immer noch (Stand Ende August) jederzeit die Nova T CrB erscheinen sollte. Das Sommerdreieck mit den Sternbildern Adler, Schwan, Leier und dem Band der Milchstraße ist bis weit in den Herbst hinein prominent am Abendhimmel vertreten. Im Laufe der länger werdenden Nacht stellt sich der Anblick des gestirnten Himmels auf Herbst um. Anfang Oktober steht das Herbstviereck, der Pegasus, um Mitternacht im Süden. In der zweiten Nachthälfte hält der Winter Einzug. Das Wintersechseck mit den Sternbildern Stier, Fuhrmann, Orion, Kleiner und Großer Hund und den Zwillingen ist Anfang September ab 5:30 Uhr MESZ, Anfang Oktober ab 3:30 Uhr MESZ vollständig im Südosten vertreten.
Merkur ist in der ersten Septemberhälfte am Morgenhimmel zu finden. Die besten Tage für eine Beobachtung mit bloßem Auge liegen bei guten Sichtverhältnissen zwischen etwa dem 3. und 12. September, kurz vor 6 Uhr MESZ Blickrichtung Ostnordosten. Venus kann zwar ihren Abstand zur Sonne ausbauen, ist aber trotzdem ein kniffeliges Objekt in der Abenddämmerung tief im Südwesten sehr bald nach Sonnenuntergang. Der Abendstern zieht seine Bahn weit südlich am Firmament und steht flach zum Horizont. Ende Oktober geht er um 18:40 Uhr MEZ und damit rund anderthalb Stunden nach der Sonne unter.
Mars hat mit Jupiter im August am Sternhimmel die Plätze getauscht, im September sind beide Planeten noch am besten in den frühen Morgenstunden beobachtbar. Ab Anfang Oktober geht Jupiter schon gegen 22:00 Uhr MESZ auf, Mars, inzwischen in den Zwillingen, betritt auch schon vor Mitternacht die Himmelsbühne. Saturn im Wassermann steht am 8. September in Opposition zur Sonne und ist die ganze Nacht zu sehen. Teleskopbeobachter werden über die nur vier Grad geöffneten Ringe staunen – im nächste Frühjahr wird uns Saturn die schmale Kante seines Ringsystems zuwenden. Uranus im östlichen Teil des Sternbilds Stier ist ab den späten Abendstunden zu beobachten, der Planet kratzt in Sachen Helligkeit an der Schwelle zur Freisichtigkeit. Jedes Fernglas zeigt ihn einfach als Lichtpunkt, in diesen Wochen ist er weniger als sechs Grad südwestlich der Plejaden zu finden. Neptun im Sternbild Fische steht am 21. September in Opposition, das heißt er ist nun nachts vergleichsweise günstig zu sehen. Zu seiner Beobachtung sind aber ein gutes Fernglas sowie eine Aufsuchkarte erforderlich. Zur Beobachtung empfehlen sich sowohl bei Uranus als auch Neptun die dunklen Nächte rund um die Neumondtermine.
Neumond ist am 3. September und 2. Oktober (inklusive einer ringförmigen Sonnenfinsternis, die im Südpazifik und von der Südspitze Südamerikas aus zu sehen ist). Beim Vollmond am 18. September kommt es zu einer partiellen Mondfinsternis, die von Bonn aus komplett sichtbar ist, allerdings bescheiden ausfällt: Sie dauert von 4:13 bis 5:17 Uhr MESZ, zum Maximum um 4:45 Uhr sind gerade einmal 9% des Mondes in den Kernschatten der Erde eingetaucht. Der abnehmende Halbmond vom 24. September ist der nördlichste in +/- 100 Jahren! Am 17. Oktober zieht der unverschattete Vollmond herbstlich-hoch über den Bonner Nachthimmel.
Der große Unbekannte, vielleicht aber auch Star des Herbstes, ist der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS). Mit einer Helligkeit von – je nach Prognose – zwei Größenklassen könnte er zwischen dem 13. und 21. Oktober für unsere Breiten eine beachtliche Abendvorstellung geben. Wo der Komet dann steht, ist bekannt: Er zieht, aus dem Sternbild Jungfrau kommend, durch die Schlange in den Schlangenträger, wo er leider rasch wieder verblasst. Wie hell er wirklich wird, werden wir erst sehen, wenn es soweit ist. Vielleicht ist der Komet ja das Highlight beim bundesweiten Tag der Astronomie am 19. Oktober.
Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude bei der Beobachtung!