Im Vorhersagezeitraum erreicht die Tageslänge ihr jährliches Maximum. Der Abend bleibt planetenfrei, während sich vom Morgenhimmel her die Himmelsbühne mit Saturn, Mars und schließlich Jupiter wieder füllt. Der Vollmond im Juni steht extrem weit südlich.
Der kalendarische Sommeranfang fällt in diesem Jahr auf den 20. Juni. An diesem Tag steht die Sonne rechnerisch von 5:17 bis 21:50 Uhr MESZ am Himmel. Die sogenannten weißen Nächte, bei denen die Sonne nicht mehr tiefer als 18 Grad unter den Horizont taucht, dauern vom 27. Mai bis zum 16. Juli.
Den Himmelsanblick in den kurzen Nächten bestimmen die Sternbilder des Frühlings und Frühsommers. Am 1. Juni um 23:00 Uhr MESZ, wenn die Dämmerung dunkel genug für den Anblick der Sterne geworden ist, fällt Arktur im Bärenhüter im Süden auf, während der Löwe als klassisches Frühlingssternbild in den Südwesten gerückt ist. Eher unauffällig ist die Waage, die sich dem Meridian nähert. Im Osten zieht mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler der Sommerhimmel auf. Zwischen Arktur und Wega liegen die Sternbilder Nördliche Krone (Hinweis: Weiterhin ist jederzeit mit einem Ausbruch der Nova T CrB zu rechnen, die Stand Ende April noch nicht aufgeleuchtet ist; siehe letzte Astrovorschau) und Herkules. Der ist für seine Kugelsternhaufen M 13 und M 92 bekannt. Unterhalb dieser Konstellation lockt auch der Schlangenträger mit einem attraktiven Angebot solcher schon im Fernglas sichtbaren Objekte, zu nennen sind hier M 9, M 10, M 12 und M 14 sowie natürlich M 5 in der benachbarten Schlange.
Merkur bleibt im Mai und Juni für unsere Breiten unsichtbar, gleiches gilt für Venus, die am 4. Juni hinter der Sonne her zieht. Mehr los ist am Morgenhimmel: Dort erscheint zunächst Saturn, gefolgt von Mars. Beide können ihre Sichtbarkeiten vor Sonnenaufgang in den kommenden Wochen ausbauen. Jupiter steht am 18. Mai unbeobachtbar in Konjunktion mit der Sonne. In der zweiten Junihälfte taucht er langsam wieder am Morgenhimmel auf.
Am 8. Mai ist Neumond, einen Abend später kann man noch einmal eine steil zum Horizont stehende schmale Mondsichel am Nordwesthorizont bewundern. Am 23. Mai ist Vollmond, in der folgenden Nacht auf den 24. Mai kommt es zu einer engen Begegnung zwischen dem Mond und Antares im Skorpion. Am 31. Mai ist der abnehmende Mond in der Nähe Saturns zu sehen, bevor er am 6. Juni erneut in Neumondstellung gerät. Am frühen Abend des 16. Juni ist der Erdtrabant besonders nahe bei Spica in der Jungfrau zu sehen. Der Vollmond am 22. Juni ist der südlichste des Jahrzehnts und drittsüdlichste des Jahrhunderts. Er kulminiert für Bonn um 1:30 Uhr MESZ in nur 10 Grad Höhe! Je nach Bebauung wird man ihn in dieser hellen Sommernacht vom 21. auf den 22. Juni nicht einmal zu Gesicht bekommen!
Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude beim Beobachten!