Venus erreicht den Gipfel ihrer Abendsichtbarkeit, Mars ist noch am Abendhimmel sichtbar. Saturn zeigt sich vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel, wo ihm Jupiter ab Ende Mai Gesellschaft leistet. Rund um die Sommersonnenwende am 21. Juni werden die Bonner Nächte nicht mehr astronomisch dunkel.
Bis zur Sommersonnenwende am 21. Juni verfrühen sich die Sonnenaufgänge noch einmal von 6:05 auf 5:17 MESZ, während sich die Untergänge von 20:53 auf 21:50 MESZ verspäten. Für Bonn wird vorerst zuletzt am 27. Mai das Kriterium für astronomische Dunkelheit kurz erreicht, bei der die Sonne tiefer als 18° unter dem Horizont stehen muss. Die hellen Nächte sind die beste Zeit des Jahres, um nach Sonnenuntergang bzw. vor Sonnenaufgang in der nautischen Dämmerung nach leuchtenden Nachtwolken Ausschau zu halten. Durch die inzwischen aktivere Sonne kam es in den letzten Wochen auch zu Polarlichterscheinungen, die bis in mittlere Breiten sichtbar waren. Überraschungen verschiedener Art am Sommerhimmel sind also jederzeit möglich!
Der Wintersternhimmel ist nun bis auf seine nördlichsten Vertreter Geschichte, den Himmelsanblick bestimmen die Sternbilder des Frühsommers. Am 1. Juni um 23:00 MESZ, wenn es einigermaßen dunkel genug ist, um Sterne zu erkennen, ist der Löwe als das „Leittier“ des Frühlingshimmels im Südwesten zu sehen. Prominent im Süden prangt der orangefarbene Arktur im Bärenhüter, einer der hellsten Sterne des Nachthimmels. Hätten wir Infrarotaugen, wäre er sogar heller als Sirius. Der Große Bär (bzw. Bärin) ist in Zenitnähe zu finden. Dem Bogen der Wagendeichsel über Arktur folgend erreicht der Blick Spica im Sternbild Jungfrau. Im Südosten streckt der Skorpion seine Fühler über den Horizont. Höher im Südosten bietet die Strecke von Arktur über die Nördliche Krone und den Herkules bis zu Wega in der Leier einen schönen Anlass für einen Sternenspaziergang. Im Herkules lockt mit dem Kugelsternhaufen M13 ein Deep-Sky-Objekt, das schon mit dem Fernglas als kleines Wattebällchen erscheint. Im Osten ist mit Wega, Deneb und Atair schon das Sommerdreieck komplett.
Merkur bleibt in den kommenden Wochen für unsere Breiten dem bloßen Auge verborgen. Venus hingegen befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Abendsichtbarkeit. Im Mai ist der Abendstern für Bonn in Sommerzeit gerechnet praktisch bis 1 Uhr nachts zu sehen! Anfang Juni erreicht Venus mit 45° Sonnenabstand zuerst ihre maximale Elongation (am 4.6.) und bald darauf ihre größte Helligkeit (7.6.). Ende Juni nähert sie sich immer rascher der Sonne an und wird im Teleskop zur Sichel. Sie nähert sich Mars an, wobei sich beide Planeten Ende Juni / Anfang Juli zwar recht nahe kommen, es aber zu keinem Überholmanöver kommt. Mars wird ebenfalls langsam aber sicher von der Sonne eingeholt. Wie Venus steht er zunächst noch weit nördlich am Himmel, doch erscheint er dem bloßen Auge immer blasser und unattraktiver.
An den Morgenhimmel ist Saturn zurückgekehrt. Der Planet im Wassermann baut seinen Vorsprung auf die Sonne langsam aus. Im Teleskop zeigt sich das Ringsystem inzwischen deutlich weniger geneigt – die Ringkantenstellung von 2025 kündigt sich langsam an. Endlich ist ab dem letzten Maidrittel auch Jupiter wieder in der Morgendämmerung vertreten.
Der Vollmond erhellt am 5. Mai die schon kurzen Frühlingsnächte. Eine dabei stattfindende recht tiefe Halbschatten-Mondfinsternis entgeht uns, da der Mond für Bonn erst um 21:02 MESZ und damit rund ein halbe Stunde vor dem Ende der Halbschattenverfinsterung aufgeht. Nach dem Neumond am 19. Mai ist die schmale neue Sichel bereits am 21. Mai wieder in der Abenddämmerung zu sehen. Der folgende Vollmond am 4. Juni zieht sommerlich-tief über den ohnehin hellen Bonner Nachthimmel. Nach dem Neumond des 18. Juni ist die Mondsichel am 21. Juni wieder gemeinsam mit Venus und Mars in der Abenddämmerung zu sehen.
Paul Hombach als Verfasser und die Volkssternwarte Bonn wünschen allen Leserinnen und Lesern klaren Nächte und viel Freude an den Sternen!